Kunst: Philipp Morlock auf Franklin

Aktueller Konversionismus!

Mr. Taylor, Mr. Franklin, so könnte man ihn heute viel eher bezeichnen als mit seinem tatsächlichen Namen: Philipp Morlock. Der vielfach ausgezeichnete Bildhauer mit Studium an der Akademie in Karlsruhe hat sich seit vielen Jahren in den Dienst der Konversion der US-amerikanischen Militärflächen gestellt, aber auch der Förderung junger Künstler sowie zuletzt gar von Flüchtlingen. Aber wie kam es denn überhaupt dazu, fragen wir den umtriebigen Künstler, der ja zudem mit Myriam Holme das Einraumhaus entwickelte.

Zu Beginn luden ihn die Konversionslotsin und ehemalige Stadträtin Yvette Bödecker und Konrad Hummel, bis 2016 Leiter der Konversion und Geschäftsführer der MWS Projektentwicklungsgesellschaft, ein, sich als Bürger und Künstler an dem großen Projekt zu beteiligen.

Schon im 1. Weißbuch von 2012, einer großangelegten Berichterstattung über die Bürgerbeteiligung und Entwicklung der Konversionsflächen in Mannheim, wurde Kunst und Kultur als wichtiges Thema angesprochen, Ateliers und Werkstätten waren von vornherein vorgesehen, auch als Mittel der Beteiligung und Befruchtung. "Als Mann vor Ort", so der Künstler, war er von Anfang an beteiligt.

Kunst und Konversion

Bei der Transformation der ehemaligen Militärflächen gab es kaum Vorbilder, gerade was Kunst und Kultur angeht. Einer, der für Morlock wichtig war, ist der aus Burkina Faso stammende Architekt Francis Kéré, der heute in Berlin lebt und das Operndorf in Afrika baut, das Christoph Schlingensief noch vor seinem Tod angeregt hatte. Sprich diese brennende Verbindung von fortschrittlicher Architektur und in die Zukunft weisender Kunst stand auch immer im Zentrum von Morlocks Ansatz. Seine eigene künstlerische Arbeit hat sich dadurch natürlich verändert: Heute geht es ihm sehr um das Bewahren, aber auch die künstlerische Verwandlung der nicht mehr genutzten US-Gegenstände und Bauten, aber auch um das schöpferische Recycling der Materialien, also um Transformation in alle Richtungen.

"Wie ein Archiv", sei das ganze Material der Amis, und Morlock will "Kunstwerke für jede Konversionsfläche, identitätsstiftend und von verschiedenen Künstlern."

Ein wichtiger Baustein seiner Arbeit wurde der sogenannte Franklin Store, in dem ausgebaute, nicht mehr benutzte Möbel und Gegenstände der Amerikaner wie Einbauküchen, Kleiderschränke, Basketballkörbe oder sogar ganze Fahrradunterstände zum Verkauf angeboten werden. Es geht dabei vorrangig um den Erhalt von Material als bleibende Erinnerung an diese geschichtsträchtigen Flächen.

Conversio und BARAC

Eine ehemalige Tennishalle ist jetzt der Ort des vor Ideen nur so strotzenden Bildhauers: Hier wurden Ateliers und Büros eingebaut, davor blöken Schafe, ein Gemüsegarten wurde angelegt. Innen können Geflüchtete, die im Columbus-Quartier untergekommen sind und dem Bildhauer helfen, in einer Küche ihr Essen kochen und sich aufhalten. Der Künstler hat, was sehr wichtig ist für Mannheim, AbsolventInnen der Kunstakademie in Karlsruhe angeregt, nach Mannheim zu kommen und etwa im "Woods Tower" am Stadion eine Artist Residence zu verbringen wie derzeit Eva Gentner. Für 2020/21 geplant ist das Künstlerzentrum BARAC auf Sullivan, ein großangelegter Bau mit Künstlerateliers und Wohnungen. Morlock wollte immer, "dass es einen dauerhaften Ort gibt", wie er sagt, "und es wird ihn geben!"

Und im Taylor Park soll dann 2019 eine Wahnsinnsskulptur aus abgerissenem Hallen, Bauschutt und alten Betonpfeilern entstehen, genannt "Conversio", stellvertretend für alle denkbaren Plastiken aus Konversionsschutt...

Philipp Morlock

* 1974 in Pforzheim
lebt und arbeitet in Mannheim
1998-2004 Studium an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Andreas Slominski und Harald Klingelhöller

Stipendien und Preise

2002-2004 Studienstiftung des Deutschen Volkes
2004 Landesgraduierten Stipendium des Landes Baden-Württemberg
2005 Stipendium Junge Kunst in Essen
2008 Daniel-Henry-Kahnweiler-Förderpreis; Heinrich-Vetter-Kunstpreis

Artist Residence auf Franklin wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, das Kulturamt der Stadt Mannheim, die MWS Projektentwicklungsgesellschaft, den Bezirksbeirat Käfertal und Franklin Field – Pioniere und Freunde e. V. gefördert.

© Susanne Kaeppele - Mannheimer Morgen,29.03.2018



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