Kunst: David Maras stellt in der neuen Galerie Rozku aus

Der Blick durch das rote Fenster

In der Neckarufernordbebauung, unweit der Alten Feuerwache, hat eine neue Galerie eröffnet, programmatisch mit roten Fenstern versehen. Denn was den Künstlern Marcel Weber und Olga Weimer (bekannt aus den Oblomov Ateliers) samt Eheleuten und dem Kunsthistoriker Werner Marx vorschwebt, ist eine Wiederbelebung der "Roten Zelle Kunst", wie sie Jörg Immendorff in den 70er Jahren begründete. Das Ansinnen ist klar: Es sollen nach Jahren der reinen "Oberflächenbehandlung" endlich wieder Inhalte, Themen, gar Politik in der Kunst eine Rolle spielen. Dafür soll die neue Galerie ein Ort sein, für figurative Narration, das erzählerische, aber offene Kunstwerk. Die Wahl für die Eröffnungsausstellung fiel auf den jungen, in Tschechien geborenen David Maras, der an der Freien Kunstakademie Mannheim studierte und dort schon durch seine sozialen und experimentellen Arbeiten auffiel. Hier zeigt er nun große, schwarz-weiße Leinwandgemälde, die in Negativ- und Positivformen apokalyptische Landschaften abbilden.

Raumstationen und Raketen

Maras installiert russische Raumstationen und amerikanische Raketen, paart dies alles mit plastischen Köpfen und einem Riesenphallus. Politische Blöcke sind in Flaggen präsent, verbergen aber auch die Geschichte des europäischen Abendlandes in Leonardos konstruiertem Menschen und stellen so die Frage nach den Folgen der Aufklärung. Politik und Geschichte werden kunstvoll verschränkt. Das erinnert an Thomas Zipp, der ähnlich eigentümliche, aber offene Kunstwelten schafft, oder Sven Drühl, der wie Maras mit artfremden Materialien malt, aber das Individuelle des jungen Künstlers liegt ganz klar in seinen ernsthaften Kombinationen.

© Susanne Kaeppele - Mannheimer Morgen, 11. Juni 2008



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