Kunst: Die Heidelberger Galerie Sacksofsky zeigt Ölbilder und Aquarelle des Pop-Art-Künstlers Fritz Köthe
Heiße Playboy-Miezen und deutsche Wirklichkeiten
Die "Umleitung" von 1964 ist ein prototypisches Bild für Fritz Köthe (1916-2005), der erst als 50-Jähriger zu seinen Themen fand - der Kombination von heißen Playboymiezen, Rennautos und allen Marken der bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Aber das im Stil der Nouveaux Réalistes, als Décollagen ohne Papier, als ausschließlich gemalte Plakatabrisse.
Eigentlich ist es ja eine Museums-ausstellung geworden, diese Retro-spektive mit Gemälden, Aquarel-len, Offsetdrucken und Zeichnun-gen des "unentdecktesten deut-schen Malers", wie er genannt wurde, die in den Räumen der Heidelberger Galerie Uwe Sacksofsky zu sehen ist.
Der (fast) einzige deutsche Pop-Art-Künstler gehörte der Generation um Käthe Kollwitz und Otto Nagel an, die er auch kannte. Nach Ausstellungsverbot im Dritten Reich, nach der inneren Emigration und mit dem reinen Broterwerb beschäftigt, fasste der Berliner Grafiker und Maler erst in den 1960er Jahren wieder Fuß. Aber wie! Mel Ramos und Käthe Kollwitz treffen auf die Nouveaux Réalistes, so könnte man seine eigene, deutsche Variante der Pop Art beschreiben. Denn was uns auf den zahlreichen Ölgemälden und Aquarellen von 1964 bis 2000 entgegenkommt, ist ein gemaltes Puzzle aus Fragmenten der alten BRD.
Köthe geht aber im Gegensatz zu den Plakatabreißern um Raymond Hains in Frankreich noch weiter, da er die weichen Risskanten minuziös malt. Und er verstört mit dem Nebeneinandersetzen von Dingen, die in der Realität so nicht zu sehen sind.
Der Surrealismus, der ihm nach dem Krieg einen neuen Weg wies, klingt immer wieder an, in der Zusammenstellung von völlig Disparatem. Beispielhaft ist das zu sehen in "Cool" aus dem Jahr 1966,wo eine angeschnittene Frau mit einer Zigarettenschachtel kombiniert wird.
Die Plakatabrisse öffnen Raum auch mit ein paar Versatzstücken - zu sehen sind Gras, ein blauer Himmel und Wasser - und Ruckzuck sind wir mit der Mieze am Badesee.
© Susanne Kaeppele - Mannheimer Morgen, 20. März 2008