FOTOFESTIVAL: Rundgang im Heidelberger Kunstverein, Kurpfälzischen und Prinzhorn Museum

Weniger Dokumentation, dafür viel Kunst

In Heidelberg positioniert sich das 2. Fotofestival anders als in Mannheim mit einem deutlicheren Schwerpunkt auf künstlerischer Fotografie. Dabei steht der Kunstverein mit sieben Künstlern im Zentrum. So befasst sich das deutsche Ohio Photomagazin (Uschi Huber, Jörg Paul Janka) mit allem, was abbildbar ist. Ihr Kartenspielquartett über deutsche Kunstvereine belustigt genauso wie die Videoaufnahmen, die an die Stiftung Warentest denken lassen und ironisch die Dokumentarfotografie selbst auseinandernehmen.

Das erinnert sehr an The Atlas Group, das unbedingte Sammeln mit spöttischem Erläutern bei politischem Impetus. Ganz anders und ergreifend hingegen ein Video von Jannicke Laker (NL), die eine fliehende, ältere Frau im Blumenkleid aufnahm, die weint; ein sterbender Mann im eigenen Blut irritiert, weil er ein Plastikhemdchen mit aufgemalten Därmen trägt! Die veränderten Selbstporträts von Emily-Jane Major (GB) oder Risk Hazekamp (NL) erinnern aus der Ferne an Cindy Sherman und machen die Tradition deutlich, in der die Fotografinnen stehen. Ein poetisches Großfoto des Belgiers David Claerbout, unaufgeregte Aufnahmen von Mannheimer Jugendlichen von Michelle Sank (GB) oder die Bilder des Portugiesen Sancho Silva belegen die Stärken des Ausstellungsortes.

In der Sammlung Prinzhorn steht die Präsentation der Fotografien mit selbstgebastelten Kameras von Miroslav Tichy zu Recht im Mittelpunkt; ob die Auseinander-setzung des Berliner Fotografen Via Lewandowsky mit dem Sonderling allerdings etwas substanziell Neues hinzufügt, sei dahin gestellt. Das Kurpfälzische Museum präsentiert den Maler Christian Schad, der 1918 vor Man Ray und László Moholy-Nagy das Fotogramm erfand. Dieses Verfahren, das einen Gegenstand auf lichtempfindlichem Papier als Konturbild bannt, revolutionierte das künstlerische Lichtbild. Leider sind hier nur Offsetdrucke von Fotogrammen aus den 70/80er Jahren zu sehen, die aber sehr schöne Gedichte von Aloysius Bertrand illustrieren.

© Susanne Kaeppele - Mannheimer Morgen, 26. September 2007



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