AUSSTELLUNG: "Kunst-Licht" mit Mannheimer Künstlern
Was Licht in der Kunst vermag
Die junge Mannheimer Kunsthistorikerin Magdalena Nieslony hat für
das Veranstaltungszentrum E-Werk in Freiburg eine bemerkenswerte
Ausstellung mit dem Titel "Kunst-Licht" konzipiert. Nur mit Farbe und
Form, ohne das eigentliche, physikalische Phänomen des Lichtes sollten
die Arbeiten der gewählten Künstler auskommen, so die Vorgabe. Denn
nicht Lichtkunst interessierte die Kuratorin, also Arbeiten aus und mit
Elektrizität wie etwa von Dan Flavin oder James Turrell, sondern Werke,
in denen sich Licht anderweitig manifestiert. Eine originelle Idee für
die Galerie des ehemaligen Elektrizitätswerks aus der Zeit um 1900 und
apart auch deshalb, weil sich die Ausstellungsräume im dunklen Keller
unter dem ehemaligen Transformatorensaal befinden.
Im ersten Raum wird gleich deutlich, worum es geht: Farbe kann in
der Malerei schon immer Licht erzeugen, wie die Arbeiten von Rupprecht
Geiger und Raimer Jochims aus den 70er und 80er Jahren belegen. Aber
eine wichtige Funktion von Licht demonstrieren die
Schwarzweiß-Fotografien des Mannheimers Peter Schlör, der von der Sonne
beschienenen, trockenen Boden behandelt: Dadurch, dass das auffallende
Licht die Höhen betont und Schatten in Vertiefungen fallen lässt,
ermöglicht es erst die Wahrnehmung eines unscheinbaren Bildgegenstands.
Generell ist diese Ausstellung in erster Linie der genauen Wahrnehmung gewidmet,
Zeit und der Wille zum genauen Hinschauen belohnen den Besucher mit
außergewöhnlichen Seherlebnissen. So installierte der Fotograf Vladimir
Spacek seine großen Aufnahmen eines vibrierenden Lichtstrahls auf
Aluminiumplatten in der Säulenhalle, manchmal stehend, manchmal
liegend, immer wieder im Dunkel des Raumes aufblitzend. Durch die enge
Stellung der weiß gestrichenen Pfeiler entsteht der Eindruck eines
sakralen Raumgefüges, der den Werken eine zusätzliche Bedeutung
zuweist. Spaceks junger Schüler Matteo Trabattoni aus der Schweiz
unterscheidet wiederum mit Tempera auf Leinwand matte und glänzende
Partien, die dann im Beleuchtungslicht wie kleine Wunder aufscheinen.
Ganz anders gehen die drei Fotografen Björn Drenkwitz, Uwe Grohn und
Matthias Matzak mit ihrer Videoinstallation "Trialog" vor: Sie lassen
auf drei Monitoren rhythmisch banale Bildgegenstände aufblitzen, die
Wirkung wird erzielt durch Lichtspuren, den rhythmisierenden Schnitt,
auch laute Geräusche.
Der Mannheimer Bildhauer Jens Trimpin beweist erneut seine immense
künstlerische Potenz mit der Marmorstele "Die Sonne schien, da sie
keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues" (Beckett) aus diesem Jahr.
Im "taille directe" behauen, erstaunen die tordierten Flächen des
Vierkants, die die 1,60 Meter hohe Arbeit eigentlich umfallen lassen
müssten. Ein innerer Zusammenhang scheint sich zu den Arbeiten von
Spacek aufzutun, aber bei Trimpin meint die hohe Stringenz von Form und
Material - der Marmor blitzt im Beleuchtungslicht auf - nur die
hermetische Schönheit der Gedanken.
E-Werk Hallen für Kunst, Freiburg, Eschholzstr. 77, bis 27. Juni, Do + Fr 16-20 Uhr, Sa + So 11-17 Uhr, 0761/280322.
© Susanne Kaeppele - Mannheimer Morgen, 24.06.2004